Jede Familie hat gewisse, oft unausgesprochene Spielregeln, nach denen sich die Mitglieder austauschen und Grenzen des familiären Systems festlegen. Sind die Grenzen zu starr oder undeutlich, bleiben individuelle Bedürfnisse unerfüllt und es kommt zu ungelösten Konflikten im Familiensystem. Manche Wünsche oder Probleme werden so über Generationen hinweg „vererbt".
Ist die „Balance" der Familie gestört, wird häufig nur ein Familienmitglied „auffällig". Oft sind es die Kinder, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen und so auf Störungen im System hinweisen. In diesem Fall sind sie die sogenannten „Symptomträger", die durch die gezeigten Symptome das gesamte System beeinflussen. Unter Umständen verhindern sie gerade damit sogar den Zusammenbruch des Familiengefüges. Die Störung hat also eine „positive" Funktion, auch wenn die Symptomträger darunter leiden.
Die Stärke systemischer Therapie liegt vor allem darin, Gesundheitsstörungen als Teil schwieriger Lebenslagen und zwischenmenschlicher Beziehungen umfassend zu verstehen. In der systemischen Therapie steht nicht der Einzelne im Fokus der Beratung, sondern das ganze System in dem er sich bewegt, einschließlich der verschiedenen Konstellationen und Beziehungen innerhalb der Famile. Es geht darum, die Autonomie und den Selbstwert jeder einzelnen Person bzw. jedes Familienmitglieds zu stärken - sowie die Zusammenhalt untereinander zu festigen, die Kommunikation und den Austausch zu verbessern sowie schädigende Beziehungsmuster zu verändern.
Erfahrungsgemäß steht zu Beginn einer systemischen Familienberatung ein Familienmitglied im Vordergrund der Problemstellung, das kann ein Kind oder Jugendlicher sein. Im Laufe der Therapie erarbeiten wir jedoch die Zusammenhänge der Verhaltensweisen, die zu Auffälligkeiten führen und das Familiengefüge beeinträchtigen. Jeder Rolle, die die Mitglieder erfüllen, oder meinen erfüllen zu müssen, werden wir die nötige Aufmerksamkeit zuwenden, um die schädliche Konstellation verändern und verbessern zu können.